Warum Handdesinfektionsmittel verwenden?

Händedesinfektion hilft dabei, Leben zu retten – und das nicht erst seit der aktuellen SARS-CoV2-Pandemie. Die Erkenntnis ist alles andere als neu: Schon vor 150 Jahren erkannte Ignaz Semmelweis, ein österreichischer Arzt, wie wichtig die gründliche Reinigung der Hände ist. Mit desinfizierendem Chlorkalk wurde er zum Vorreiter für Hygiene und hielt das Krankhauspersonal zu dessen Verwendung an. Zu seiner Zeit brachte ihm das viel Spott von Kollegen ein. Heute wissen wir, wie richtig er damit lag.

Mit unseren Händen führen wir laufend die unterschiedlichsten Tätigkeiten durch. Wir berühren unzählige Gegenstände sowie andere Menschen, denen wir die Hände schütteln, und fassen uns danach ins Gesicht. Dabei reichen wir jedes Mal winzige Mikroben weiter, die für unser Auge unsichtbar bleiben. Ein kleiner Teil davon ist uns feindlich gesinnt und löst Infektionskrankheiten aus.

Experten haben die Hände als Hauptinfektionsquelle identifiziert. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent aller Infektionskrankheiten darüber übertragen werden. Diese Zahlen zeigen, wie wichtig saubere Hände sind. Die Händedesinfektion hilft dabei, Krankheitserreger abzutöten. Auf diese Weise senkt sie die Keimbelastung und unterbricht die Infektionskette.

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen unterliegen strengen Hygienemassnahmen, die das Personal zur regelmässigen Verwendung von Desinfektionsmitteln verpflichten. Aber auch im privaten Umfeld kann es sinnvoll sein, Handdesinfektionsmittel zu nutzen, um sich und seine Angehörigen vor einer Ansteckung zu schützen.

Was sind Handdesinfektionsmittel?

Bei Handdesinfektionsmitteln handelt es sich um eine Flüssigkeit zum Einreiben der Hände, die – je nach Wirkspektrum – Viren, Bakterien und Pilze abtötet. Die meisten Mittel basieren auf Alkohol als Wirkstoff. Dieser verdunstet bei der Nutzung jedoch so schnell, dass er nicht in den Körper gelangt.

Grundsätzlich lässt sich die Händedesinfektion im medizinischen/pflegerischen Bereich in zwei Formen unterteilen:

  • Die hygienische Händedesinfektion: Sie zielt darauf ab, die transiente Hautflora zu eliminieren und eine Kontamination zu verhindern. Diese Form der Desinfektion soll das Krankenhauspersonal vor jedem Patientenkontakt durchführen.
  • Die chirurgische Händedesinfektion: Sie ist vor jedem chirurgischen Eingriff notwendig und reduziert zusätzlich die hauteigenen Erreger.

Warum Flächendesinfektion nicht für die Hände nutzen?

Desinfektionsmittel gibt es für die Händedesinfektion und die Flächendesinfektion. Handdesinfektionsmittel ist – wie sich vom Namen bereits ableitet – für die Desinfektion der Hände gedacht. Diese Produkte erweisen sich als besonders verträglich für die Haut. Ausserdem sind ihnen meist pflegende Substanzen zugesetzt, die das Austrocknen verhindern. Anders als Wasser und Seife lässt Handdesinfektionsmittel den Säureschutzmantel der Hautpartien unberührt. Auf diese Weise bleiben trotz Desinfektion die hautschützenden Eigenschaften erhalten.

Flächendesinfektionsmittel eignen sich dagegen nicht für die Anwendung auf der Haut. Sie inaktivieren Krankheitserreger auf unbelebten Oberflächen und unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung von Handdesinfektionsmitteln. Nicht umsonst sollten Sie bei ihrer Benutzung Handschuhe tragen. Auf den Händen können sie zu Hautreizungen und -schäden führen.

Wann ist ein Handdesinfektionsmittel sinnvoll?

Grundsätzlich genügt es im häuslichen Umfeld, sich regelmässig gründlich mit Seife die Hände zu waschen. Korrekt durchgeführt, reicht diese Hygienemassnahme aus, um die Keimlast zu reduzieren. Allerdings erfolgt die Prozedur häufig nur oberflächig, unzureichend und zu kurz. Handdesinfektionsmittel wirken hierbei unterstützend. Wer in puncto Infektionsschutz auf Nummer sicher gehen will, greift zu Desinfektionsmittel.

Bedenken Sie allerdings, dass nicht alle Mikroben, die uns umgeben, schädlich sind. Im Gegenteil: Die meisten nützen uns sogar. Ein komplett keimfreies Zuhause ist weder möglich noch sinnvoll.

Als nützlich erweisen sich Handdesinfektionsmittel immer dann, wenn es keine Möglichkeit zum Händewaschen gibt. Beispielsweise, weil auf der öffentlichen Toilette Seife und/oder Wasser fehlt. In Zeiten der aktuellen Pandemie empfinden es viele Menschen als praktisch, sich unterwegs unkompliziert die Hände zu desinfizieren.

Besonders sinnvoll schätzen Experten die Händedesinfektion im privaten Umfeld ein, wenn in Ihrem Haushalt kranke oder immungeschwächte Menschen leben. Das trifft zum Beispiel dann zu, wenn Sie oder einer Ihrer Lieben an der Grippe erkrankt ist. Indem Sie sich zu Hause die Hände desinfizieren, schützen Sie sich und andere Menschen in Ihrem Umfeld vor einer Ansteckung.

In jedem Fall sollten Sie sich klar machen, dass Handdesinfektionsmittel nur als Unterstützung für die alltägliche Hygiene dienen. Das regelmässige und gründliche Händewaschen ersetzen sie nicht! Schmutz beseitigen Desinfektionsmittel ohnehin nicht.

Wogegen wirken Handdesinfektionsmittel?

Die Vielfalt an Handdesinfektionsmitteln ist riesig. Allerdings wirkt nicht jedes Mittel gegen jeden Krankheitserreger gleichermassen. Die Desinfektionsmittel lassen sich nach ihrem Wirkspektrum unterteilen:

  • bakterizid: wirkt gegen Bakterien
  • fungizid: wirkt gegen Pilze
  • begrenzt viruzid: wirkt gegen behüllte Viren, hierzu zählt auch das neuartige Coronavirus SARS-CoV2
  • viruzid: wirkt gegen alle Viren, darunter auch Norovirus

Welche Handdesinfektionsmittel gibt es?

Handdesinfektionsmittel sind in unterschiedlichen Formen erhältlich. Zu den gängigsten gehören:

  • Konzentrat
  • gebrauchsfertige Lösung
  • Gel
  • Tücher

Wie Händedesinfektion korrekt durchführen?

Für die Wirksamkeit der Händedesinfektion ist es von entscheidender Bedeutung, diese korrekt durchzuführen. Das Benetzen der Haut reicht nicht aus. Handdesinfektionsmittel entfalten ihre Wirkung erst durch Einreiben. Wir erklären Ihnen, wie es geht:

  1. Entnehmen Sie eine ausreichend grosse Menge Handdesinfektionsmittel und geben Sie es auf die Hand.
  2. Verteilen Sie das Desinfektionsmittel gründlich und verreiben Sie es auf dem Handrücken, den Handgelenken sowie dem Hand- und Daumenrücken. Sparen Sie die Fingerkuppen und die Fingerzwischenräume nicht aus.
  3. Fahren Sie so lange mit dem Desinfizieren fort, bis sich die Hände trocken anfühlen. Denken Sie daran, dass Sie die für den gewünschten Effekt nötige Wirkzeit einhalten.

Weitere Hinweise zur Verwendung von Handdesinfektionsmitteln:

  • Achten Sie auf das Haltbarkeitsdatum. Nach dessen Ablauf ist die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels nicht mehr sichergestellt.
  • Desinfizieren Sie sich die Hände am besten immer in der gleichen Reihenfolge, damit Sie wirklich keine Stellen auslassen.
  • Halten Sie sich unbedingt an die vorgegebene Einwirkzeit, die von dem jeweiligen Wirkspektrum abhängt. Nur wenn Sie diese abwarten, kann das Mittel seine Wirkung entfalten. Bei begrenzt viruzid wirkenden Mitteln beträgt diese etwa 30 Sekunden. Dagegen liegt sie bei viruziden Varianten schon bei 90 Sekunden.
  • Fassen Sie sich mit frisch benetzten Händen nicht in die Augen. Die meisten Desinfektionsmittel enthalten alkoholische Komponenten.
  • Reiben Sie das Handdesinfektionsmittel nur in die trockene Hand. Nach der Desinfektion brauchen Sie sich die Hände nicht noch einmal abspülen, wie es bei vielen Flächendesinfektionsmitteln der Fall ist.
  • Halten Sie den Spender oder die Flasche des Desinfektionsmittels immer sauber. Einen Pumpspender betätigen Sie am besten mit dem Ellenbogen. Auf diese Weise verhindern Sie, dass sich Krankheitskeime ansammeln und den desinfizierenden Effekt zunichtemachen.